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Recherche-Tipp: Brötchen backen mit KI

Von Künstlicher Intelligenz (KI) haben viele Menschen bislang noch eher vage Vorstellungen. Oft wird der Begriff gedanklich ausschließlich mit Hightech oder Wissenschaft im Elfenbeinturm in Verbindung gebracht. Bei anderen wiederum löst diese Technologie geradezu Science-Fiction inspirierte Befürchtungen vor einer Herrschaft von Robotern bis hin zum alles überwachenden Big Brother aus. Nur was KI wirklich ausmacht, welche Möglichkeiten damit einhergehen und in welchen Bereichen ihr Einsatz möglich bzw. denkbar ist, das verbleibt vielfach noch im Ungefähren.

Dabei hat KI – wie andere Hochtechnologien auch – in vielen Fällen nahezu unbemerkt schon Einzug in unseren Alltag gehalten und hilft bereits aktiv mit, diesen zu verbessern. So zum Beispiel beim Autofahren: Moderne Fahrzeuge sind vielfach mit Assistenzsystemen wie dem Abstandsregeltempomat (Adaptive Cruise Control – ACC) und/oder einem Automatischen Notbremssystem (AEBS) ausgestattet. Diese Fahrassistenten sollen den Fahrer bei der Bedienung des Wagens unterstützen, während der Fahrt entlasten und ihn vor gefährlichen Situationen bewahren. Dadurch tragen die Assistenzsysteme auch dazu bei, gefährliche Situationen im Straßenverkehr zu vermeiden und das Verkehrsgeschehen für alle Beteiligten sicherer zu machen. Dies wäre ohne Künstliche Intelligenz nicht denkbar, weil die Systeme während ihrer Funktion auch lernen – etwa bei der Einschätzung von bestimmten Vorgängen.

Aber wer würde beim Thema Künstliche Intelligenz ernsthaft an Brötchenbacken denken? Doch tatsächlich unterstützt KI heute schon Bäckereien bei der Warenplanung und trägt damit gleichzeitig zur Verminderung bzw. Vermeidung von Lebensmittelverlusten oder -abfällen bei. Denn eine große Herausforderung für Bäcker besteht darin, abzuschätzen, wie viele Brote, Brötchen und Backwaren am nächsten Tag wohl von der Kundschaft nachgefragt werden. Einem routinierten Handwerker gelingt dies oft ganz gut auf der Basis von Erfahrungswerten. Doch für eine wirklich zuverlässige Prognose reichen diese nicht wirklich aus. 

Damit wären wir bei einer Königsdisziplin der KI, nämlich Muster identifizieren anhand von möglichst vielen Daten. In diesem konkreten Fall: Die Künstliche Intelligenz errechnet – mit größerer Präzision als es der erfahrenste Bäcker kann – die zu erwartende Nachfrage an Brötchen für einen bestimmten Zeitraum und kalkuliert dabei zugleich den entsprechend erforderlichen Rohstoffeinsatz. Möglich macht dies eine von einem Würzburger Start-up entwickelte KI, welche die Warenplanung übernimmt. Seit zwei Jahren läuft ein solches Projekt mit dem Namen „BäckerAI“ bereits erfolgreich in einer Würzburger Bäckerei. 

Das traditionsreiche Familienunternehmen überlässt inzwischen seine Warenplanung der KI. Diese wird mit möglichst vielen einschlägigen Daten gefüttert und errechnet auf deren Basis unter anderem, wie viele Brötchen am nächsten Tag benötigt werden. Dabei bezieht die Künstliche Intelligenz auch Informationen etwa zu bevorstehenden Feiertagen, zu Werbung und sogar zur Wettervorhersage mit ein. Dies alles mündet in detaillierten und höchst belastbaren Aussagen zum erwartbaren Absatz der Backwaren und entsprechend dem dafür notwendigen Wareneinsatz. 

Dadurch wird dem Bäcker allerdings nicht nur die Warenplanung maßgeblich erleichtert. Unterm Strich sorgt die KI auf diese Weise ebenfalls dafür, dass die Bäckerei nicht über den tatsächlichen Bedarf hinaus produziert. Somit verhindert die KI zudem mögliche Lebensmittelabfälle. Dafür sorgt ebenfalls ein anderer Einsatzbereich von KI, der vielen Verbrauchern nahezu jeden Tag begegnet – im Supermarkt in Form der Backautomaten. Jeder Einzelne von diesen hat mehrere Sorten Brötchen, Baguette, Brezel, Ciabatta, Croissants sowie Brot im Angebot. Ein Druck auf einen entsprechenden Knopf und die gewünschte Backware fällt in den Ausgabebereich.

In modernen Backautomaten ermöglicht die KI so nicht nur eine immer größere Vielfalt an Backwaren. Vielmehr sammelt sie auch wichtige Informationen für den Aufsteller des Geräts. So registrieren die Maschinen sehr präzise das Kaufverhalten der Kundschaft und analysieren dieses bis ins Detail. Dabei lernt die Maschine, zu welchen Uhrzeiten welche Waren besonders gefragt sind und merkt sich diese Informationen. 

Anhand derer können die Backartikel dann sozusagen „just in time“ produziert werden, sodass sie den Verbraucher möglichst frisch erreichen. Das trägt zur Akzeptanz beim Konsumenten bei, sorgt aber auch dafür, dass am Ende des Tages so wenig Ware wie möglich übrigbleibt. Auf diese Weise beugen die Backautomaten ebenfalls der Lebensmittelverschwendung vor, einem Problem, gegen das Politik, Verbraucher- und Umweltorganisationen gemeinsam vorgehen. Nach Angaben des Bundesernährungsministeriums (BMEL) landen nämlich allein in Deutschland jedes Jahr rund 12 Millionen Tonnen Nahrungsmittel – unnötigerweise! – im Müll.

An solchen unerwarteten Beispielen – wie der scheinbar simplen Backwarenplanung – zeigt sich, wie Künstliche Intelligenz in unserem Alltag bereits Verbesserungen und Innovationen ermöglicht, die wir vielfach gar nicht als solche wahrnehmen bzw. der KI zuschreiben. Zudem trägt KI schon heute dazu bei, unsere Sicherheit und unseren Komfort zu erhöhen. Denn auch die Annehmlichkeiten etwa eines Smart Home, eines intelligenten Zuhauses, sind ohne Künstliche Intelligenz kaum denkbar. Ein lernfähiges Smart-Home-System erkennt nämlich anhand der Einstellungen der Hausbewohner deren Vorlieben und adaptiert sie. Von den Fortschritten in der Medizin, etwa in der Diagnostik, die durch KI erreicht werden, ganz zu schweigen. 

Diese wenigen exemplarischen Anwendungen machen nicht nur die Möglichkeiten deutlich, die mit Künstlicher Intelligenz geschaffen werden, sondern auch die Vorteile, welche diese Technologie schon heute in unserem Alltag generiert. Und sie zeigen, dass diffuse Ängste vor dieser zukunftsweisenden Technologie nicht angemessen, geschweige denn zielführend sind.

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