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Fortschritte Künstlicher Intelligenz in der Kriminalitätsbekämpfung

Datenschutz setzt Einsatz Grenzen

Wenn Künstliche Intelligenz in Krimis oder dramatischen Spielfilmen thematisiert wird, dann geht es häufig darum, dass die Technologie durchdreht, sich denkende Maschinen verselbstständigen oder ein irrer Nerd/Forscher mithilfe von KI verbrecherische Ziele verfolgt. Die Künstliche Intelligenz wird somit zu einer Bedrohung. So weit, so fiktiv. Im „richtigen Leben“ verhilft KI schon heute Behörden zu mehr Erfolg und Effektivität beim Kampf gegen Kriminalität – insbesondere bei der Abwehr von Cybercrime. Dabei schlägt die große Stunde von Künstlicher Intelligenz vor allem dann, wenn es gilt, umfangreiche Datenmengen zügig und zuverlässig zu analysieren und zu verarbeiten. Und die Technologie ist sogar fähig, Verbrechen zuverlässig vorherzusagen…

Bei Verbrechen im Internet ist der Einsatz von KI nicht mehr neu. Denn um gegen die immer raffinierteren und technisch ausgefeilteren Methoden der sogenannten Cyber-Kriminellen gewappnet zu sein, rüsten auch Polizei und Sicherheitsbehörden auf: mithilfe von KI gegen Hacker & Co. Und dennoch nehmen die Bedrohungen und Angriffe von Tätern im Internet immer mehr zu. Diese Entwicklung schlägt sich unterdessen auch als verstärkte Risikowahrnehmung in der Bevölkerung nieder, wie eine Umfrage des Bundeskriminalamts (BKA) jüngst ergab. Danach bereitet den befragten Bundesbürgern vor allem Cyberkriminalität große Sorgen. Diese empfundene Unsicherheit korreliert mit der real gestiegenen Zahl an Personen und Institutionen, die von Cybercrime betroffen werden.

Wie ausgeprägt das Gefühl von Unsicherheit im digitalen Raum inzwischen ist, wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass laut der BKA-Befragung 42 % der Menschen hierzulande befürchten, Opfer von Betrug im Internet zu werden. Und 34 % halten es sogar für sehr wahrscheinlich, in den nächsten zwölf Monaten davon betroffen zu werden. Das Risikobewusstsein der Befragten erweist sich hier als so hoch, dass 27 % von ihnen gar vor der Abwicklung von Geldgeschäften über das Internet zurückschrecken.

Risiko Cybercrime

Im Rahmen der BKA-Befragung gaben rund 14 % der Teilnehmer an, in den zurückliegenden zwölf Monaten tatsächlich Opfer von Kriminalität im Internet geworden zu sein: etwa durch Betrug bei Waren und Dienstleistungen, durch den Missbrauch persönlicher Daten, aber auch in Form von Bedrohungen und Beleidigungen. Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom sollen sogar rund Dreiviertel aller Internet-Nutzer bereits von Verunglimpfungen, Identitätsklau oder sogenannten Ransomware-Attacken, den häufigsten Delikten im Internet, betroffen gewesen sein. „Wer sich im Internet bewegt, muss damit rechnen, auf Cyberkriminelle zu treffen“, warnt denn auch Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Angesichts der rasanten Fortschritte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz kann es daher nicht verwundern, dass sich auch die Strafverfolgungsbehörden zunehmend dieser Technologie bedienen bzw. bedienen möchten. Als besonders nützlich für die Verbrechensbekämpfung erweist sich KI vor allem dann, wenn es darum geht, große Datenmengen zu analysieren. So etwa beim Vergleich der Fotos von Verdächtigen, bei der Auswertung von Video-Aufzeichnungen oder wenn beim Verdacht von Geldwäsche fragwürdige Geldströme nachverfolgt und durchleuchtet werden sollen. Aber auch die zunehmenden Hasstiraden (Hatespeech) im Bereich der Social Media bewegen die Behörden dazu, sich der Vorteile der KI bei der Kriminalitätsbekämpfung zu bedienen. Denn mithilfe von KI geht einfach alles sehr viel schneller, von der Analyse bis zur Evaluation von einschlägigen Datenmengen. Diese Möglichkeiten eröffnen den Behörden neue Wege bei der Strafverfolgung und somit schnellere Fahndungserfolge.

„Predictive Policing“

Darüber hinaus ist Künstliche Intelligenz unterdessen sogar fähig, vor Straftaten zu warnen, die noch gar nicht stattgefunden haben. Dieses sogenannte „Predictive Policing“, zu Deutsch vorausschauende Polizeiarbeit, klingt zunächst nach einer Fiktion wie aus dem Film „Minority Report“, ist aber bereits Realität. In zahlreichen (Groß-)Städten der USA werden schon heute zum Zweck der Verbrechensvorhersage bestimmte Brennpunkte überwacht. Die dabei gespeicherten Daten und Statistiken, die nicht allein von (Überwachungs-)Kameras, sondern auch von Polizisten vor Ort stammen, werden anschließend mittels KI ausgewertet, die Software sucht nach Mustern und prognostiziert am Ende mögliche Tatorte und Tatzeiten.

Gleichzeitig soll diese Technologie Polizisten auf Streife ermöglichen, Straftäter in ihrer Umgebung rascher und sicherer zu identifizieren. Die Erfahrungen mit diesen sogenannten Pre-Crime-Tools in US-amerikanischen Großstädten werden von den dortigen Behörden als sehr vielversprechend eingestuft, weil das Verhindern von Straftaten nicht nur besser für die Bevölkerung, sondern auch kostengünstiger für die Polizei sei als aufwändige Aufklärungsarbeit, lautet die entsprechende Argumentation.

In Deutschland arbeitet das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern inzwischen mit der Polizei gemeinsam an neuen Technologien, um Cyberkriminalität wirkungsvoller bekämpfen zu können. Auch hierbei wird die KI dazu herangezogen, in riesigen Datenmengen versteckte Informationen zielgerichtet aufzuspüren und auszuwerten. Von dieser Kooperation erwartet der Direktor des DFKI, Kaiserslautern, Andreas Dengel, dass man mit den Ansätzen der Künstlichen Intelligenz Ermittlungsverfahren werde „nachhaltig unterstützen können“. Dieses Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

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